NYC 2010

Fotografien, New York, 2010

In der Reihe „NYC“ erlauben Fotografien von Pados einen beseelten und zugleich intimen Blick hinter die Kulissen einer Weltmetropole zu werfen. Die fotografische Reihe wirkt dabei wie ein in sich greifendes Muster mit weitem Spielraum für subjektive Interpretationsmöglichkeiten. Neben stürzenden Linien zeigt sie auch den schlagenden Puls der Stadt auf, die den Betrachter immer wieder aufs Neue begeistert und fasziniert.

Als Betrachter entdeckt man unscharfe, verpasste, nicht wahrgenommene Begegnungen, die Schnelllebigkeit vom Menschen in der Großstadt und spürt dabei das Bestreben, jeden Augenblick so kostbar und produktiv wie nur möglich auskosten zu wollen, weil dieses Denken Bestandteil einer modernen Welt geworden ist.

Die leise Beständigkeit der Naturgesetze wird ersetzt durch schreiend auffällige Schriftzüge an Cafés, Bars etc. Dabei kann es passieren, dass ein Telefonat oder eine wichtige Mitteilung die in sich turbulente und verwirrte Welt für einen Moment stillstehen lässt. Werbebanner beinhalten Philosophien und drumherum grenzen sich andere „reellere“ Welten ab. Man hat auch manchmal das Gefühl, dass Pados dem Betrachter selbst überlässt, in welchen dieser Welten er sich als eigenständiges Individuum bewegen möchte.

Hypnotisierend und schreiend befindet sich Leuchtreklame auf fast allen Gebäuden über den Köpfen der Menschen. Umgeben von Hektik und Terminen befindet sich der Mensch in seiner scheinbaren Wirklichkeit und nimmt unbewusst Versprechungen selbstkreierter Welten wahr, die sich unaufdringlich in sein Bewusstsein einschleichen. Dabei wirken sich solche Versprechungen wie Echos auf das Stadtbild New Yorks aus und hallen über architektonische Fassaden. Man bekommt den Eindruck, dass Werbung nicht vom Menschen für einen bestimmten Zweck gemacht ist, sondern autodidaktisch ihre eigenen Ziele verfolgt.

Mächtige, lebendig gewordene und nach oben hin strebende Architektur konkurriert in ihrer Dominanz und Schönheit. Das pulsierende Leben findet im Bestreben nach oben hin statt. Wer nach unten blickt, entdeckt lange Schattengewänder und das, was aus unseren schnell und vielversprechenden Wunschwelten übrigbleibt – der Abfall oder die Hülle, für die viel Aufwand betrieben wird, um den Glanz vieler Versprechungen aufrechtzuerhalten.

Pados` Fotografien geben dem Betrachter die Möglichkeit, das unaufhaltsame Geschehen dieser Stadt durch ein Raster betrachten zu können, durch welches sich die Macht und Schönheit überschaubar, klar und nüchtern messen lässt.

In seiner Ausstellung bedient sich Pados keiner vorherrschenden Klischees oder Mainstream-Assoziationen, die man im Kopf über die Metropole New York hat. Nüchtern, klar und frei von allen Vorurteilen überlässt er dem Betrachter selbst die Verantwortung, sich ein unabhängiges, eigenständiges Bild dieser Metropole zu machen.

Am Ende liegt es doch meistens in der subjektiven Wahrnehmung eines jeden Einzelnen, wie man Wirklichkeit für sich definiert.

Swetlana Buss